Sozio-technische Phänomene innerhalb von New Work

Sozio-technische Phänomene innerhalb von New Work

In diesem Forschungsgebiet werden u.a. sozio-technische und sozio-ökonomische Fragestellungen bezüglich der Wahrnehmung und Ausgestaltung von Arbeit und Arbeitssystemen in (IT-)Unternehmen behandelt.

Gegenstand

Die digitale Transformation induzierte nicht nur fundamentale Veränderungen in etablierten Märkten, sondern auch im Verhalten und in der Art und Weise, wie wir im täglichen Leben kommunizieren, arbeiten und denken. Vor diesem Hintergrund hat sich insbesondere die Wahrnehmung, Organisation und Steuerung von Arbeitsprozessen und -systemen grundlegend gewandelt: Wo traditionelle Arbeitsformen noch durch physische Präsenz und hierarchische Kommunikationsstrukturen geprägt waren, dominieren heute plattformbasierte Crowdsourcing-Arrangements und asynchrone Kollaborationswerkzeuge. Gleichzeitig hat die Verlagerung in digitale Medien eine neue Sphäre der Interaktion geschaffen, in der physische Distanz keine Barriere mehr darstellt und Informationskosten minimiert werden. Diese Entwicklung geht jedoch weit über eine bloße Effizienzsteigerung hinaus: Sie transformiert die Semantik des Austauschs, da Bedeutungszuschreibungen nicht mehr ausschließlich in face-to-face-Situationen entstehen, sondern in Netzwerken verteilt und rekombiniert werden. In der Folge erleben wir einen Paradigmenwechsel – von linear nachvollziehbaren Kommunikationswegen hin zu hochgradig vernetzten Diskursräumen, welche die sozialen und organisationalen Strukturen unserer Gegenwart und Arbeitswelt tiefgreifend prägen. Da Individuen und Organisationen zunehmend auf digitale Kanäle ausweichen, gewinnt die Analyse dieser neuen Kommunikationsdynamiken nicht nur für die Gestaltung zukunftsfähiger Arbeitsumgebungen, sondern auch für das Verständnis sozio-technischer Phänomene wie Technostress, digitaler Entfremdung, Quiet Quitting und veränderter Arbeitszufriedenheit entscheidende Bedeutung. Resümierend erweist sich eine systematische Analyse sozio-technischer und sozio-ökonomischer Phänomene als unentbehrlich, um – in kritischer Anknüpfung an das Sustainable Development Goal 8 der Vereinten Nationen (Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum) – grundlegende Prinzipien für eine sozial verantwortliche, resiliente und partizipative Arbeitswelt von morgen zu entwickeln.

Ungeachtet der Berührungspunkte mit psychologischen, soziologischen und ethischen Themen erfolgt die Untersuchung hier konsequent aus einer in der Wirtschaftsinformatik verankerten sozio-technischen Perspektive. Die Integration technischer Artefakte in soziale (Arbeits-)Systeme generiert dabei ein breites Spektrum relevanter Fragestellungen, unter anderem:

  • In welcher Weise manifestieren sich Technostress und Technoeustress in Abhängigkeit von organisationalen Rollenprofilen, und welche mediierenden Variablen (z. B. artificial intelligence literacy, wawhrgenommene Autonomie, etc.) beeinflussen die Phänomene?

  • Welche situativ-technologischen Rahmenbedingungen begünstigen die Entstehung und Ausprägung von Phänomenen wie Quiet Quitting, und wie interagieren diese mit institutionellen und politikökonomischen Strukturen (z. B. Neoliberalismus, Ordoliberalismus, etc.)?

  • Wie lassen sich Wertschöpfungsnetzwerke innerhalb von Crowdsourcing-Plattformen modellieren, und welche Rollen nehmen die unterschiedlichen in der Generierung und Allokation von Mehrwert ein?

  • Welche expliziten/impliziten Coping-Strategien wenden Mitarbeitende in IT-Unternehmen an, um technologie-induzierten (Arbeits-)Stress zu reduzieren und eine nachhaltige Work-Life-Balance zu etablieren? Welche organisationalen Rahmenbedingungen begünstigen oder behindern deren Wirksamkeit?

  • Welche technologischen, organisationalen und umweltbezogenen Faktoren begründen die Implementierung flexibler Arbeitsmodelle (z. B. Remote Work, hybride Strukturen) und in welchem Ausmaß beeinflussen sie sowohl individuelle Leistungsindikatoren als auch kollektive Organisationsprozesse?

  • Welchen Beitrag leisten digitale Technologien in Unternehmen zur Motivation von Mitarbeitenden?

Zuständige Mitarbeiter